CDU Varel

Nach dem Virus ist vor dem Virus

Ein Kommentar von Jens Kastner vom 25.05.2020

 

Ich bin kein Fachmann, aber im Gegensatz zu meinen Mitbürgern habe ich nun schon zwei Coronavirus-Pandemien erlebt und denke daher, dass meine persönlichen Erfahrungen für andere interessant sind. Die erste Pandemie, nämlich die SARS-Pandemie, fand vor 17 Jahren in Asien statt, in einer Zeit, in der ich in Taiwan lebte. Damals musste ich monatelang Nasen-Mundschutz tragen, mir ständig die Hände desinfizieren, mir viele Male am Tag in der Öffentlichkeit meine Körpertemperatur messen lassen und auch oft meine Kontaktdaten hinterlassen. In Taiwans Flughäfen wurden damals schon Fieber-Kameras eingesetzt, die Personen mit erhöhter Körpertemperatur auf Monitoren leicht bemerkbar machten. Obwohl SARS bald besiegt war, wurden diese Maßnahmen weitestgehend beibehalten. Das zahlte sich dann bei der jetzigen Coronavirus-Pandemie aus: Taiwan mit seinen 24 Millionen Einwohnern hatte bislang nur 7 Todesfälle, obwohl die Bevölkerungsdichte sehr hoch ist und hunderttausende Taiwaner zwischen Taiwan und dem stark betroffenen chinesischen Festland hin- und herpendeln. Einen Corona-Lockdown, also das Herunterfahren der taiwanischen Wirtschaft und des gesellschaftlichen Lebens, hat es nie gegeben, und sogar die Schulen waren fast durchweg geöffnet.

Was sind die Lehren dieses Fallbeispiels für uns hier in Varel? Ich denke, es muss uns klar sein, dass die jetzige Coronavirus-Pandemie wohl nicht die letzte Pandemie sein wird, die wir oder unsere Nachfolge-Generationen zu stemmen haben. Die Entscheidungsträger werden immer wachsam sein müssen, und sie werden keine Angst haben dürfen, schnell unbeliebte Entscheidungen zu treffen. Es wird immer Unkenrufe geben. Aber der von Taiwan aufgezeigte Weg ist der einzige, der uns nicht zwingt, zwischen Gesundheit des Volkes und dem Wohle der Wirtschaft zu wählen.

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Kategorien: Meinung.

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